Nachrichten sind schlecht für dich – und sie nicht mehr lesen macht dich fröhlicher
Nachrichten sind schlecht für deine Gesundheit. Sie erzeugen Angst und Aggressivität und beeinträchtigen deine Kreativität und Denkfähigkeit. Die Lösung? Hör auf, sie zu konsumieren.
Von den 10.000 Nachrichten, die du in letzten 12 Monaten gelesen hast - hat auch nur eine dir eine bessere Entscheidung in einer ernsthaften Angelegenheit deines Lebens ermöglicht?
In den letzten Jahrzehnten haben die Glücklichen unter uns die Gefahren des Lebens mit einem Überangebot an Nahrung (Fettleibigkeit, Diabetes) erkannt und begonnen, unsere Ernährung zu ändern. Doch die meisten von uns verstehen noch nicht, dass Nachrichten für den Verstand das sind, was Zucker für den Körper ist. Nachrichten sind leicht zu verdauen, Die Medien füttern uns mit kleinen Stückchen trivialer Informationen, mit Häppchen, die nicht wirklich unser Leben betreffen und kein Nachdenken erfordern. Deswegen verspüren wir keine Sättigung. Im Gegensatz zum Lesen von Büchern oder langen Artikeln (was Denken erfordert) können wir unendlich große Mengen an Nachrichten schlucken, die farbenfrohe Süßigkeiten für unseren Verstand sind. Heute haben wir inbezug auf Informationen den Stand erreicht, den wir vor 20 Jahren bei Nahrungsmittel hatten. Wir beginnen zu spüren, wie giftig Nachrichten sein können.
Nachrichten führen in die Irre. Nimm das folgende Ereignis (geliehen von Nassim Taleb): Ein Auto fährt über eine Brücke und die Brücke stürzt ein. Worauf konzentrieren sich die Nachrichtenmedien? Das Auto. Die Person im Auto. Woher sie kam. Wohin sie wollte. Wie sie den Unfall erlebte (falls sie überlebte). Doch das ist alles unwichtig. Was ist wichtig? Die Tragsicherheit der Brücke. Dies ist das zugrunde liegende Risiko, das hier lauerte und in anderen Brücken lauern könnte. Doch das Auto ist schick, es ist dramatisch, es ist eine Person (nicht abstrakt), und es ist eine Nachricht, die billig produziert werden kann. Nachrichten lassen uns mit einem völlig falschen Risikoempfinden herumlaufen. So ist Terrorismus überbewertet. Chronischer Stress ist unterbewertet. Der Zusammenbruch der Lehman Brothers Bank ist überbewertet. Unverantwortliche Finanzpolitik ist unterbewertet. Astronauten sind überbewertet. Krankenschwestern sind unterbewertet.
Wir sind nicht rational genug, um der Presse ausgesetzt zu sein. Einen Flugzeugabsturz im Fernsehen zu sehen, wird unsere Wahrnehmung dieses Risikos ändern, unabhängig von seiner tatsächlichen Wahrscheinlichkeit. Wenn du denkst, du könntest das ausgleichen kraft deines inneren Kompasses, liegst du falsch. Bankiers und Ökonomen – die mächtige Anreize haben, Nachrichten-Fallen auszugleichen – haben gezeigt, dass sie es nicht können. Die einzige Lösung: koppel dich ab vom Nachrichten-Konsum.
Nachrichten sind irrelevant. Von den 10.000 Nachrichten, die du in letzten 12 Monaten gelesen hast nenne eine, die – weil du sie konsumiert hast – dir eine bessere Entscheidung in einer ernsthaften Angelegenheit deines Lebens, deiner Karriere oder deiner Geschäfte ermöglicht hat. Der Punkt ist: der Konsum von Nachrichten ist irrelevant für dich. Doch Menschen haben es schwer, zu erkennen, was relevant ist. Es ist viel einfacher, zu erkennen, was neu ist. Das Relevante versus das Neue ist die fundamentale Schlacht der Gegenwart. Medienunternehmen wollen dich glauben machen, dass Nachrichten eine Art Wettbewerbsvorteil bieten. Viele fallen darauf herein. Wir sind verunsichert, wenn wir vom Nachrichtenfluss abgeschnitten sind. In Wirklichkeit ist Nachrichten-Konsum ein Wettbewerbsnachteil. Je weniger Nachrichten du konsumierst, desto größer ist dein Vorteil.
Nachrichten haben keine Erklärungskraft. Nachrichten sind Blasen, die an der Oberfläche einer tieferen Welt zerplatzen. Wird das Ansammeln von Fakten dir helfen, die Welt zu verstehen? Traurigerweise nein. Der Zusammenhang ist umgekehrt. Die wichtigen Stories sind gar keine: langsame, mächtige Entwicklungen, unterhalb des Radars der Journalisten, aber mit umwälzenden Auswirkungen. Je mehr Nachrichten-Fakten du verdaust, desto weniger wirst du das Große Ganze verstehen. Wenn mehr Informationen zu größerem wirtschaftlichen Erfolg führen würden, sollte man annehmen, dass Journalisten an der Spitze sind. Das ist nicht der Fall.
Nachrichten sind giftig für deinen Körper. Sie lösen ständig das Limbische System aus. Beunruhigende Stories kurbeln die Ausschüttung von Glucocorticoiden (Cortisol) an. Dies dereguliert dein Immunsystem und hemmt die Abgabe von Wachstumshormonen. Mit anderen Worten, dein Körper steht chronisch unter Stress. Hohe Glucocorticoid-Spiegel verursachen beeinträchtigte Verdauung, Wachstumsmangel (Zellen, Haare, Knochen), Nervosität und Infektanfälligkeit. Weitere potentielle Nebenwirkungen sind Angstzustände, Aggressivität, Blickverengung und Desensibilisierung.
Nachrichten verstärken Wahrnehmungsfehler. Nachrichten verstärken die Mutter aller Wahrnehmungsfehler: Wahrnehmungsvoreingenommenheit (confirmation bias). Mit den Worten von Warren Buffett: "Was der Mensch am besten kann, ist alle neuen Informationen so zu interpretieren, dass seine früheren Schlussfolgerungen intakt bleiben." Nachrichten verschärfen diese Schwäche. Wir werden anfällig für Selbstüberschätzung, gehen dumme Risiken ein und schätzen Möglichkeiten falsch ein. Sie verschärfen außerdem einen anderen Wahrnehmungsfehler: den 'Story bias'. Unser Gehirn sehnt sich nach Geschichten, die einen Sinn ergeben – auch, wenn diese nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Jeder Journalist, der schreibt "Der Markt veränderte sich wegen X" oder "das Unternehmen ist pleite wegen Y" ist ein Idiot. Ich hab genug von dieser billigen Art, die Welt zu "erklären".
Nachrichten hemmen das Denken. Nachdenken erfordert Konzentration. Konzentration erfordert ungestörte Zeit. News pieces are specifically engineered to interrupt you. They are like viruses that steal attention for their own purposes. News makes us shallow thinkers. But it's worse than that. News severely affects memory. There are two types of memory. Long-range memory's capacity is nearly infinite, but working memory is limited to a certain amount of slippery data. The path from short-term to long-term memory is a choke-point in the brain, but anything you want to understand must pass through it. If this passageway is disrupted, nothing gets through. Because news disrupts concentration, it weakens comprehension. Online news has an even worse impact. In a 2001 study two scholars in Canada showed that comprehension declines as the number of hyperlinks in a document increases. Why? Because whenever a link appears, your brain has to at least make the choice not to click, which in itself is distracting. News is an intentional interruption system.
News works like a drug. As stories develop, we want to know how they continue. With hundreds of arbitrary storylines in our heads, this craving is increasingly compelling and hard to ignore. Scientists used to think that the dense connections formed among the 100 billion neurons inside our skulls were largely fixed by the time we reached adulthood. Today we know that this is not the case. Nerve cells routinely break old connections and form new ones. The more news we consume, the more we exercise the neural circuits devoted to skimming and multitasking while ignoring those used for reading deeply and thinking with profound focus. Most news consumers – even if they used to be avid book readers – have lost the ability to absorb lengthy articles or books. After four, five pages they get tired, their concentration vanishes, they become restless. It's not because they got older or their schedules became more onerous. It's because the physical structure of their brains has changed.
News wastes time. If you read the newspaper for 15 minutes each morning, then check the news for 15 minutes during lunch and 15 minutes before you go to bed, then add five minutes here and there when you're at work, then count distraction and refocusing time, you will lose at least half a day every week. Information is no longer a scarce commodity. But attention is. You are not that irresponsible with your money, reputation or health. Why give away your mind?
News makes us passive. News stories are overwhelmingly about things you cannot influence. The daily repetition of news about things we can't act upon makes us passive. It grinds us down until we adopt a worldview that is pessimistic, desensitised, sarcastic and fatalistic. The scientific term is "learned helplessness". It's a bit of a stretch, but I would not be surprised if news consumption, at least partially contributes to the widespread disease of depression.
News kills creativity. Finally, things we already know limit our creativity. This is one reason that mathematicians, novelists, composers and entrepreneurs often produce their most creative works at a young age. Their brains enjoy a wide, uninhabited space that emboldens them to come up with and pursue novel ideas. I don't know a single truly creative mind who is a news junkie – not a writer, not a composer, mathematician, physician, scientist, musician, designer, architect or painter. On the other hand, I know a bunch of viciously uncreative minds who consume news like drugs. If you want to come up with old solutions, read news. If you are looking for new solutions, don't.
Society needs journalism – but in a different way. Investigative journalism is always relevant. We need reporting that polices our institutions and uncovers truth. But important findings don't have to arrive in the form of news. Long journal articles and in-depth books are good, too.
I have now gone without news for four years, so I can see, feel and report the effects of this freedom first-hand: less disruption, less anxiety, deeper thinking, more time, more insights. It's not easy, but it's worth it.
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