Erziehung und Langeweile

Wo ist eigentlich die gute alte Erziehung zu totaler Langeweile geblieben? Wenn die Eltern uns mal zu einem Besuch mitnahmen, wo wir zwei Stunden unsere Bedürfnisse zurückstellen mussten und es nur todlangweilige Erwachsenengespräche gab, dann war das eben so. Wir konnten in dieser Zeit unseren Gedanken nachhängen, träumen, spinnen und beobachten. Wie wichtig das war, war uns natürlich nicht bewusst. Wenn wir uns als Kinder zusammen langweilten, was selten genug vorkam, dann brachten wir eben sämtliche kreativen Kräfte hervor und ließen uns was einfallen. Wir brauchten dazu höchsten ein Seil, ein paar Bälle, Zweige oder einen Sandhaufen. Quasi wie die Neandertaler.

Heute sollte Langeweile eine neue Wertschätzung erfahren: Mit ihr ließe sich der dauerzappelnde, grenz-autistische, egomanische und konzentrationsdefizitäre Nachwuchs mal wieder runter fahren. Preiswert, nachhaltig, konfessionsübergreifend, biologisch abbaubar und ganz ohne Ritalin.


Antje Sievers