‘Wissenschaft’, insbesonders die Naturwissenschaften, hat einen bemerkenswerten Ruf; Wissenschaftler gelten als logisch, neutral, der Wahrheit verpflichtet und selbstkritisch. Das sind sie auch in den meisten Fällen, ganz in der Tradition der Aufklärung, die fordert:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Immanuel Kant
Doch wie jedes Idealbild ist auch dieses unerreichbar. Tatsächlich wurde Wissenschaft immer wieder missbraucht und tatsächlich unterwarfen sich Wissenschaftler immer wieder der Leitung von Ideologen oder missbrauchten ihre wissenschaftliche Reputation um eine politisch-ideologische Karriere zu machen.
Die Karriere des Trofim Lyssenko
Trofim
Denissowitsch Lyssenko (russisch Трофим Денисович Лысенко, wiss.
Transliteration Trofim Denisovič Lysenko; * 17. Septemberjul./ 29.
September 1898 greg. in Karlowka, Russisches Kaiserreich; † 20. November
1976 in Moskau) war ein sowjetischer Biologe und Agronom, der unter
Josef Stalin großen politischen Einfluss erlangte. Seine Theorie des
Lyssenkoismus, nach der Erbeigenschaften durch Umweltbedingungen
bestimmt werden, war wissenschaftlich unhaltbar und widersprach den
bereits zu Lyssenkos Zeiten bekannten Grundlagen der Genetik. Einige
seiner Forschungsergebnisse wurden als Fälschung entlarvt.
Wikipedia
Lyssenko wäre unter anderen Umständen ein
unbekannter Agronom geblieben, der allenfalls in Fachkreisen eine
gewisse Reputation für die züchterische Verbesserung von Feldfrüchten
und Nutztieren erlangt hätte.
Doch die Sowjetunion war im Würgegriff einer totalitären Ideologie, die
in alle Lebensbereiche eingriff, auch in die Landwirtschaft. Die
politisch motivierte Kollektivierung führte nicht zum erhofften und
versprochenem Resultat einer Leistungssteigerung, sondern geradewegs in
den Niedergang und damit verbunden zu Hungersnöten.
Da Ideologen niemals zugeben, dass sie
etwa selbst an Problemen schuld sein könnten, war die
Kollektivierungsmaßnahme jedoch trotz ihres offensichtlichen Mißerfolgs
unantastbar. Der Hunger erforderte jedoch schnelle und durchgreifende
Maßnahmen.
Im Jahr 1931 beschloß daher das Zentralkomitee der KPdSU, dass das
Getreide an den Mißernten schuld sei: Schnellstens sollten neue Sorten
gezüchtet werden, die besser angepasst höhere und zuverlässigere Ernten
erbringen sollten. Doch bahnbrechende Fortschritte in der Pflanzenzucht
brauchten damals, vor der Entdeckung der Hybridisierung und der
Gentechnik, viel Zeit. Zeit stand aber nicht zur Verfügung. Die
Ideologie war an eine unüberwindliche Grenze gestoßen. Besser gesagt:
Das Zentralkomitee verlangte nichts weniger als ein Wunder.
Und genau hier kam der ehrgeizige Lyssenko ins Spiel.
Schon vorher war er einer unkritischen und sensationslüsternen Presse aufgefallen:
1927 erzählte er einem Reporter der ‘Pravda’, er könne Felder ohne
Düngemittel und Mineralien fruchtbar machen. Das ist natürlich
unwissenschaftlicher Unfug; seit Liebig ab dem Jahr 1840 die Agrochemie
begründete, wissen wir unzweifelhaft, dass Pflanzen sich von
Mineralsalzen, CO2, Licht und Wasser ernähren und dass keine dieser
Komponenten ersetzbar ist und dass keine weiteren Komponenten gebraucht
werden oder einen tatsächlichen physiologischen Nutzen hätten.
Doch Lyssenko passte ins Schema, er war ‘barfüssig’ (bäuerlicher Herkunft im Gegensatz zu den etablierten Wissenschaftlern die damals noch aus dem ‘bourgeoisen’ Milieu stammten), er versprach eine ‘Revolution’ im revolutionären Rußland und er fand offenbar den richtigen ‘sozialistischen’ Ton.
Und so wurde ein ‘Experte’ geboren, dem die Presse gierig an den Lippen hing.Mit diesem Ruf trat er nun auf und versprach, das vom Zentralkomitee geforderte Wunder zu vollbringen. Er selbst glaubte natürlich an sich und ein Liebling der Presse war er ohnehin. Die Funktionäre glaubten ihm, weil sie glauben wollten und als selbst Stalin an ihn glaubte, war sein Aufstieg sicher. Für alle Beteiligten war es eine Win-Situation und ein selbstverstärkender Prozess nahm seinen Lauf, der Trofim Lyssenko ganz an die Spitze spülte: Er wurde zum führenden Biologen der Sowjetunion, Präsident der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Leninpreisträger, Stalinpreisträger, Mitglied des Obersten Sowjet etc. etc.
Gegen diese politisch-propagandistische Karriere und Machtübernahme hatten die konventionellen Wissenschaftler, obwohl international angesehen, keine Chance. Ihnen fehle ganz einfach das Talent und der Wille, sich auf diese Art Gehör zu verschaffen. Es ist ja bekannt: Ein Scharlatan kann in einer Stunde mehr Postulate aufstellen als ein Wissenschaftler in einem ganze Leben widerlegen kann. Die wissenschaftliche Diskussion versagt regelmässig wenn der Scharlatan sich nicht an die Spielregeln hält, in der öffentlichen Meinung gewinnt der geschicktere Demagoge.
Natürlich blieben die praktischen
Mißerfolge der unsinnigen Thesen nicht aus; sobald Lyssenko die Macht
hatte, seine Ideen auch real anzuwenden, stand er vor einem Richter, der
sich durch Demagogie nicht beirren lässt: Den nackten
Produktionszahlen.
Doch die landwirtschaftlichen Erträge sind von vielen Faktoren abhängig,
sie sind so zufällig wie das Wetter, von dem sie in erster Linie
abhängen. Entsprechend breit sind die Möglichkeiten zur selektiven
Wahrnehmung und zur Manipulation. So lange die Stimmung positiv ist, ist
die Presse nur zu gerne bereit, zufällig günstige Ereignisse
aufzublähen und schlechte zu ignorieren und das Publikum ist nur zu
gerne bereit, sich in seinem einmal geweckten Glauben bestätigen zu
lassen und auch die Regierenden sind dann zufrieden, da für sie die
Stimmung, von der ihre Macht ja ausschliesslich abhängt, weitaus
wichtiger ist als materielle Ergebnisse. Das gilt sogar für intelligente
und kritische Politiker, ihre Währung ist nun einmal nicht, wie bei
einem Manager, der buchhalterische Ertrag, sondern die Gunst der
Öffentlichkeit.
Von dieser Woge getragen steigerte sich
Lyssenkos Wahn, im Stakkato verkündete er immer neue Erfolge:
Frostresistenter Weizen, dürreresistente Kartoffeln, Verdreifachung der
Ernten, Wunderkühe mit beispielloser Milchleistung. Das atemlose
Publikum wurde durch diese immer neuen Meldungen nicht nur in seinem
Glauben bedient, sondern es fand vor allem keine Zeit, danach zu fragen,
was denn nun wirklich an handfesten praktischen Ergebnissen vorliegt.
Da sah es nämlich gar nicht gut aus. Es kam immer wieder zu schlechten
bis katastrophalen Ernteausfällen, großangelegte Experimente scheiterten
völlig. Aber es war so gut wie unmöglich geworden, den Kurs zu
wechseln, alle saßen in einem Boot, Lyssenko, die Presse und Stalin
selbst. Ein Scheitern zuzugeben, wäre einfach zu blamabel gewesen.
Deshalb war niemals Lyssenko schuld an den Misserfolgen, sondern, falls
sie überhaupt zur Sprache kamen, ‘Saboteure’.
Widerstand aus den Reihen der etablierten Wissenschaft machte Lyssenko mit politischen Mitteln mundtot: Er forderte in der Akademie der Wissenschaften eine ‘Einheitsfront’ und wer sich dem Lyssenkoismus nicht anschloß, geriet ins Visier des NKWD und notfalls ins Straflager.
Erst eine Veränderung der politischen Landschaft – Stalins Tod und Chrustschows Machtübernahme – beendete diese bemerkenswerte Karriere, allerdings zu sehr auskömmlichen Bedingungen; Lyssenko wurde nicht erschossen, sondern ins zweite Glied zurückversetzt und durfte sich weiter Pflanzenzüchtungen widmen.
Sein Werk aber hatte nicht nur die Biologie als Wissenschaft in der Sowjetunion und den WP-Blockstaaten auf Jahrzehnte vergiftet. sondern Millionen Menschen das Leben gekostet, nicht zuletzt in Maos China, wo seine Ideen noch fanatischer zur Staatsdoktrin erhoben wurden und mit dazu beitrugen, die verheerendsten Hungersnöte in der Geschichte der Menschheit auszulösen.
Der Lyssenkoismus
Der Lyssenkoismus war ein Auswuchs des Umstandes, dass ein pseudowissenschaftlicher Ansatz aus ideologischen Gründen in einer totalitären Diktatur mit allen Mitteln gefördert wurde. (Wiki)
Diese Definition greift zu kurz! Sie ist zu bequem und zu selbstsicher. Lyssenkoismus ist nicht auf Lyssenko und nicht auf stalinistische Diktaturen als Nährboden beschränkt. Es handelt sich vielmehr um ein geradezu universelles Phänomen, das sowohl zeitlos wie unabhängig von der Gesellschaftsform ist.
Die Definition des englischen Wiki kommt dem näher:
Lysenkoism is used metaphorically to describe the manipulation or distortion of the scientific process as a way to reach a predetermined conclusion as dictated by an ideological bias, often related to social or political objectives
Lyssenkoismus ist eine Methapher für die Manipulation oder Entstellung/Verzerrung des wissenschaftlichen Findungsprozesses um zu einem vordefinierten Ergebnis zu kommen welches durch ideologische Voreingenommenheit diktiert wird und oft soziale oder politische Ziele verfolgt.
Ein frühes, eklatantes Beispiel war die Temperenzbewegung, die in die grosse Alkoholprohibition mündete:
Dabei wurden bereits alle Register gezogen, die uns heute so gut bekannt
sind; das Publikum wurde mit ‘wissenschaftlichen’ Beweisen und
Prognosen geradezu überschüttet, eigens gegründete Fachzeitschriften
sorgten für die notwendige Seriosität der maßlosen ‘Studien’ und der
Konsens für die faktische Alleinschuld des Alkohols an sozialen
Problemen, Kriminalität und Krankheit war scheinbar überwältigend.
Überflüssig zu erwähnen, dass die Prohibition in einer Katastrophe
endete, deren Nachwehen (z.B. in Form der dadurch ausgelösten Nutzung
von Heroin als Rauschmittel) bis heute nachwirken.
Vor einigen Jahren wurde dann nach dem gleichen Muster der Tabak
als die Wurzel allen Übels propagiert und wer diese Kampagne
interessiert verfolgte, konnte nur den Kopf schütteln über all den
peudowissenschaftlichen Unfug der da über den ‘Passivrauch’ verbreitet
wurde und der von Dummheit bis zur offenen, bewussten Fälschung im Namen
der ‘guten Sache’ reichte.
Dabei machte vor allem eine Frau Pötschke-Langer von sich reden, die
bewusst zu einer in der Presse allgegenwärtigen ‘wissenschaftlichen’
Galionsfigur aufgebaut wurde, obwohl sie ausser einem gewöhnlichen
Medizinstudium und etwas Journalistik eigentlich nichts vorzuweisen
hatte und die heute wieder in völlige Bedeutungslosigkeit versunken ist –
eine typische Lyssenko-Karriere.
Doch das wohl bemerkenswerteste Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist
Das Waldsterben
“Erst stirbt der Wald, dann der Mensch!” Tatsächlich – und glücklicherweise! – ist nur die Hysterie gestorben.
Heute wissen wir: Es war eine Massenhysterie die praktisch jeglicher Grundlage entbehrte, aber dennoch scharenweise ‘Wissenschaftler’ hervorbrachte, die sich in Schreckensmeldungen und fürchterlichen Prognosen überboten, um auf der Woge mitzuschwimmen und sie zu verstärken.
Eine kurze Rekapitulation:
In den 1970er Jahren war das Klima ungünstig für den Wald: Strenge Fröste und Trockenheit setzten ihm zu.
Der Wald sah nicht so gut wie gewohnt aus, aber das war ein völlig natürlicher Vorgang. Zusätzlich gab es an einigen wenigen Extremstandorten Waldschäden durch Industrieabgase, insbesonders an der Grenze zu Tschechien verstärkte ‘saurer Regen’ das Schadbild und es wirkten auch waldbauliche Fehler mit, insbesonders durch den Anbau von Nadelholz-Monokulturen.
Der Lyssenko des Waldsterbens war Bernhard Ulrich. Für ihn waren industrielle Luftverschmutzungen die Ursache und er propagierte, dass “die ersten Wälder schon in fünf Jahren sterben”. Wie so viele einfache Erklärungen fand das dankbare Resonanz beim Publikum.
Es war ein gefundenes Fressen für die Medien (‘Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten’) und noch mehr bei diversen Politikern; die These bediente nämlich geradezu ideal deren Bedürfnisse und wurde daher nur zu gern zur Wahrheit erklärt:
- Es gab einen Sündenbock, die Industrie bzw. ‘das Kapital’, das ja bei vielen sowieso für alles böse auf der Welt verantwortlich ist.
- Es schien, als sei das einfache Problem auch mit einfachen und leicht erklärbaren Maßnahmen bekämpfbar, nämlich schärferen Emissionsbestimmungen. Damit hatte es erhebliches Erfolgspotential und gleichzeitig konnte man sich als ‘Macher’ profilieren, als Feldherr im Kampf gegen das Böse und damit in der Traumrolle jedes Politikers.
- Zudem schuf es Angriffsmöglichkeiten zur Verunglimpfung politischer Gegner, da es hervorragende Voraussetzungen zur Polarisierung und Radikalisierung bot. Maßvolle Stimmen hatten angesichts der schrecklichen Gefahren keine Chance, sich Gehör zu verschaffen. Schon allein das Wort ‘Waldsterben’ war von höchster Dramatik, ideal geeignet zur Emotionalisierung: “Erst stirbt der Wald, dann der Mensch!”.
Wohlgemerkt: Es gab keinen Plan, keine Verschwörung, sondern nur einen selbstverstärkenden Effekt unter günstigen allgemeinen Bedingungen.
- Herr Ulrich glaubte an seine Forschungsergebnisse, weil er glauben wollte.
- Die Medien glaubten Herrn Ulrich, weil sie glauben wollten.
- Die Politiker glaubten den Medien, weil sie den Trend der öffentlichen Meinung erkannten und eine Möglichkeit zur Popularität sahen.
- Das Volk glaubte den Medien und Politikern, weil die Erklärung so wunderbar einfach war und vor allem weil klar erkennbare Sündenböcke die Schuld trugen.
Und so nahm
die Hysterie ihren Lauf, eine Massenpsychose griff um sich, die sich
immer mehr steigerte und geradezu religiöse Züge annahm. Durch die von
der Politik großzügig verteilten Forschungsmittel fehlte es vor allem
nicht an ‘wissenschaftlichen’ Hypothesen, Erkenntnissen und Beweisen,
die allesamt in die gleiche Kerbe hieben, denn allesamt lebten sie von
Geld, das explizit für den Zweck der ‘Waldschadensforschung’ bewilligt
worden war.
Wie hätte einer der Forscher es dann wagen können, das Waldsterben
anzuzweifeln? Welche Glaubwürdigkeit hätte er denn erlangt? Er wäre
geächtet worden, von den Kollegen, von den Geldgebern und vom gläubigen
Volk.
Nur der Wald
weigerte sich leider zu sterben. Diese Tatsache brauchte sehr lange,
bis sie das Bewusstsein allmählich immer mehr durchdrang. Einzelne, von
den Medien boykottierte und daher öffentlich nicht wahrgenommene
Fachleute zweifelten schon 1987 an der These, da sich einfach keine
handfesten Beweise finden liessen.
Doch Stimmen aus der echten Wissenschaft, die Entwarnung gaben wurden mit Entrüstung abgeschmettert:
Besseres Wachstum der europäischen Wälder?
Das ist erstens gelogen, der Wissenschaftler, der das behauptet, ist ein
Lobbyist der Holzindustrie und wenn überhaupt, dann ich dieses bessere
Wachstum ‘krankhaft’ und sonst nichts! So tönten Medien,
Naturschutzverbände und grüne Politiker im Chor. ‘Vorwärts immer,
Rückwärts nimmer’ ist ein parteiübergreifender Wahlspruch aller
Ideologen, nicht nur der SED.
1996, als
selbst Ulrich zugab, dass er mit seinen Prognosen wohl falsch gelegen
habe (Rund zehn Jahre nach dem Termin, ab dem die Wälder seiner ersten
Aussage zufolge verschwinden würden), spaltete sich dann die politische
und öffentliche Meinung. Die konservativen rückten langsam und
vorsichtig ab, doch die Grünen und sonstigen politischen Nutzniesser
verteidigten die liebgewonnen Hysterie noch lange, unterstützt von den
Medien, die nur sehr langsam und mehr auf den Druck der Öffentlichkeit
hin als aus eigener Einsicht heraus umschwenkten, da die
Waldschadensberichte vom Volk immer zynischer kommentiert wurden.
Doch erst im Jahr 2003 war es der grünen Umweltministerin Renate Künast vorbehalten, das Waldsterben offiziell zu beenden:
Das Waldsterben in Deutschland ist nach Ansicht von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) gestoppt. “Wir haben den Trend umgekehrt”, sagte Künast der Zeitung “Welt am Sonntag”. “Der Wald wächst wieder gesünder, die Flächen nehmen zu, die Holzwirtschaft hat in Deutschland eine gute Zukunft. Unsere Wälder sind schöner geworden. Ich kann nur dringend empfehlen, am Sonntag einen Waldspaziergang zu unternehmen.” Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz ist in Deutschland “eine neue Waldpolitik sichtbar”. (Welt, 14.03.2003)
Der Wald ist nie gestorben und er ist nie gesundet. Waldschäden sind so normal wie Schnupfen.
Der letzte Satz ist besonders bemerkenswert. Eine neue Wald-POLITIK! Kein neuer Wald. Der war und blieb stets völlig unverändert und er ‘stirbt’ bis heute:
Besonders lustig ist dabei, dass Frau Künast das ausgerechnet zu Beginn des Dürrejahrs 2003 sagte, denn zwangsläufig war der Waldzustandsbericht des Jahre 2004 der katastrophalste aller Zeiten. Doch was noch wenige Jahre vorher zu einem panischen Aufheulen geführt hätte – ganz besonders bei Frau Künast! – wurde nun trocken so kommentiert:
Die Hauptursache für das beschleunigte Waldsterben sei der extreme Sommer 2003, sagte Künast bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes in Berlin.
Womit sie zum ersten mal etwas Wahres über das Waldsterben gesagt hat.
Das ‘Waldsterben’ ist ein Lehrstück über den Lyssenkoismus, der Vorteil des Beispiels ist, dass die Massenpsychose abgeklungen ist und nun ein objektiver und weitgehend emotionsloser Blick zurück möglich ist.
In einer anderen Psychose sind wir aber noch mitten drin:
Der Klimawandel
Ist dieser Klimawandel Wissenschaft oder Lyssenkoismus?
Ganz zweifellos steht die Theorie des anthropogen verursachten Klimawandels in einer Symbiose mit politischen Gruppen und Ideologien.
Dazu muss man nur einmal das Positionspapier des WGU betrachten:
“Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation” http://www.wbgu.de/hauptgutachten/hg-2011-transformation/
Die darin propagierten 10 ‘Maßnahmebündel’
- Den gestaltenden Staat mit erweiterten Partizipationsmöglichkeiten ausbauen
- CO2-Bepreisung global voranbringen
- Europäisierung der Energiepolitik ausweiten und vertiefen
- Ausbau erneuerbarer Energien durch Einspeisevergütungen international beschleunigen
- Nachhaltige Energiedienstleistungen in Entwicklungs- und Schwellenländern fördern
- Rasante Urbanisierung nachhaltig gestalten
- Klimaverträgliche Landnutzung voranbringen
- Investitionen in eine klimaverträgliche Zukunft unterstützen und beschleunigen
- Internationale Klima- und Energiepolitik
- Internationale Kooperationsrevolution anstreben
haben mit Wissenschaft schlicht und einfach nichts zu tun, sie sind rein politisch und sie können aus der Theorie des anthropogenen Klimawandels keineswegs abgeleitet werden, das sie rein auf Vermeidung abgestimmt sind und eine Strategie der Anpassung überhaupt nicht in Erwägung ziehen. Sie sind daher unwissenschaftlich, selbst dann, wenn man davon absieht, dass ein Klimaforscher ganz bestimmt keine Kompetenz in solchen Fragen der Politik, Wirtschaft und Energieproduktion hat.
Auch die einseitige Empfehlung der Vermeidung von CO2 durch ‘Erneuerbare Energien’ hat mit dem Klimawandel nichts zu tun und lässt sich nicht daraus ableiten, da z. B. Kernenergie mindestens ein gleichwertiges Potential hat.
Genau so wenig ist zu erkennen, warum eine ‘Urbanisierung’ gelenkt und wie man sie ‘nachhaltig’ gestalten könnte.
Höchst gefährlich erscheint es sogar, wenn ein ‘gestaltender Staat’ gefordert wird, was zumindest als ein Euphemismus für den bestimmenden, sich überall einmischenden, planwirtschaftlich und totalitär herrschenden oder kurz ‘undemokratischen’ Staat verstanden werden kann. Auch das ist keinesfalls in einem strukturellen Zusammenhang mit der Klimawandel-Theorie und ganz grundsätzlich eine Frage, die ausschliesslich politisch beantwortet werden kann und darf.
Noch deutlicher wird dies im Einleitungs-Statement:
“Damit die Transformation tatsächlich gelingen kann, muss ein Gesellschaftsvertrag zur Innovation durch einen neuartigen Diskurs zwischen Regierungen und Bürgern innerhalb und außerhalb der Grenzen des Nationalstaats geschlossen werden.”
Der Euphemismus ‘neuartiger Diskurs zwischen Regierungen und Bürgern’ ist ein kaum verhüllter Angriff auf die demokratische Rechtsordnung und legt den dringenden Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen nahe. Auf jeden Fall ist so eine Formulierung ganz bestimmt nicht ‘wissenschaftlich’.
Die Prämissen der Klimaprognostik sind unwissenschaftlich, sie widersprechen etablierten und gesicherten Erkenntnissen:
Lyssenko leugnete die Genetik, er behauptete, Vererbung habe nichts mit Genen zu tun, sondern würde durch Umwelteinflüsse imprägniert. Ein ‘Beweis’ dafür war, dass er Weizen in einem ungünstigen Gebiet aussäte und im nächsten Jahr Roggenpflanzen vorfand. Dass sein Weizen schlicht verkümmert war und Roggen aus benachbarten Feldern und älteren Aussaaten keimte, kam ihm nicht in den Sinn.
Die Klimamodelle, auf denen die ganzen Prognosen und darauf wieder die geforderten politischen ‘Maßnahmen’ beruhen, sind ganz einfach unwissenschaftlich, denn sie verleugnen grundlegende physikalische und mathematische Prinzipien. Das Wetter und das Klima der Erde sind ein hochkomplexes, rückgekoppeltes und daher chaotisches System. Es ist aber erwiesen und allgemeiner wissenschaftlicher Konsens, dass das zukünftige Verhalten eines chaotischen Systems mittel- und langfristig grundsätzlich unvorhersehbar ist, selbst wenn alle Einzelmechanismen bekannt sind. Wir sind jedoch noch sehr weit davon entfernt, auch nur annähernd genau zu wissen, wie ‘Klima’ überhaupt funktioniert, so dass Prognosen für das Jahr 2100 und sogar weiter ganz einfach Kaffeesatzleserei und unwissenschaftliche Scharlatanerie sind.
Ironischerweise beweist gerade die Klimaforschung selbst durch immer neue Erkenntnisse, die eifrig publiziert werden, wie mangelhaft unser Wissen um grundlegende Mechanismen noch ist.
Und da seit den ersten Prognosen inzwischen einige Jahre verstrichen sind, wissen wir inzwischen auch, dass die Globaltemperatur schon jetzt ausserhalb des Prognosefensters liegt. Dass aber eine Prognose, die nicht einmal die unmittelbare Zukunft auch nur annähernd richtig vorhersagen kann, schon gar keinen Wert für die fernere Zukunft haben kann, ist offensichtlich: Wer nicht mal das Wetter für morgen vorhersagen konnte, aber dennoch behauptet, er wüsste ganz genau wie das Wetter in 14 Tagen sein wird, ist ein Scharlatan – das zu wissen benötigt nicht einmal Wissenschaft, sondern nur praktischen, gesunden Menschenverstand.
Die ‘Klimaforschung’ interpretiert Daten mit deutlichem Bias und da ihre Aussagen in einer fernen Zukunft liegen ist eine wissenschaftlich-experimentelle Prüfung nicht möglich
Dass alle Wetterereignisse, die nicht in das Schema des Klimalarmismus passen, ignoriert oder als ‘nur Wetter’ abgetan werden, während jedes Wetterereignis, das scheinbar die Prognosen zu stützen vermag, als ‘Beweis für den Klimawandel’ hinausposaunt wird, ist schon zum Dauerwitz verkommen, darauf braucht man nicht weiter einzugehen, der Vorwurf des Bias (Voreingenommenheit bzw. selektive Wahrnehmung) ist nur zu offensichtlich gerechtfertigt.
Noch schwerer wiegt aber die grundsätzliche Unmöglichkeit, Prognosen, die weit in er Zukunft liegen, irgendwie zu verifizieren. Damit begibt sich die Theorie der anthropogenen Klimaerwärmung auf das Niveau einer Prophezeiung, und verlangt unreflektierten Glauben, wie eine Religion. Mit Wissenschaft hat so etwas nichts zu tun, sondern eher mit Glaskugeln auf Jahrmärkten oder Weltuntergangsterminen diverser Sekten.
Gibt es für diese Einschätzung ein klareres Beispiel als den Klimawahrsager Mojib Latif, unsterblich geworden durch seine Prophezeiung “Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben”? Ein Einzelfall? Nein, denn wer hat ihm denn damals im Jahr 2000, auf dem Höhepunkt der Hysterie, widersprochen? Niemand. Die anderen Klimaalarmisten haben sich nur klugerweise nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, aber keiner wies Latif zurecht und sagte dass so etwas unseriös sei; es war ganz in ihrem Sinn.
Abgesehen von diesen grundsätzlichen Überlegungen zur Verquickung von Politik und Pseudowissenschaft ist es gut, sich einige konkrete Phänomene anzusehen:
Ist DAS Wissenschaft?
Al Gore ist den Klimaalarmisten längst peinlich, viel zu offensichtlich vermischte er Pseudowissenschaft mit dem Gehabe eines Staubsaugervertreters zu seinem persönlichen Vorteil. Besonders beschämend war sein letzter Versuch eines Comebacks mit einer 24-stündigen weltweiten Fernsehshow.
Aber er nutzte nur die vorhandene Munition! Doch was davon ist glaubwürdig? Einige Beispiele:
Naturkatastrophen nehmen zu?
“Hier sehen wir die Folgen der Klimaerwärmung auf die Entstehung von Hurricans. Es gab…KEINE VERÄNDERUNG!! Waaas?”
Stürme, Dürren, Fluten, jedes nur denkbare Unglück soll angeblich über uns hereinbrechen, wenn wir nicht tun, was die Propheten uns befehlen. Aber ihre Vorhersagen bewahrheiten sich nicht!
Es klang sehr plausibel: Hurricans entstehen über warmem Wasser. Je wärmer, desto mehr Stürme. Doch in einem chaotischen System sind solche simplen Ursache-Wirkungs-Vorhersagen einfach nur dumm. Unvorhergesehene Effekte (‘Scherwinde’) neutralisierten die Wirkung.
Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen…
Aus Mücken werden Elefanten
Und was ist mit dem arktischen Seeeis? JAAAA! Ein Rekordtief! Aber warum sieht diese Grafik so harmlos aus?
Viele ‘Beweise’ werden künstlich aufgebläht, Daten, die sich innerhalb des Grundrauschens der natürlichen Variabilität verändern, werden groß herausgestellt, WENN sie die These stützen. Dabei hat so etwas gar nichts zu bedeuten, es gibt hunderte von Variablen und wer sucht, findet leicht auch zufällige Beweise für das Gegenteil: Das Antarktische Eis hat beispielsweise zugenommen. Droht also eine neue Eiszeit?
Natürlich nicht. Das ist nur Voreingenommenheit; man sieht, was man sehen will. Aber das ist keine Wissenschaft!
Kommt die Sintflut?
OK, vergessen wir mal dieses Meereis. Schauen wir lieber nach dem Meeresanstieg! Oh, SUPER! meine Strandvilla ist ja gar nicht in Gefahr.
Die Prophezeiung einer Sintflut als Strafe Gottes für die, die nicht den Befehlen der Propheten gehorchen, ist uns allen kulturell eingeimpft und wird von den neuen Propheten schamlos ausgenutzt. Nur das Meer macht nicht mit. Das weigert sich nämlich, besonders schnell zu steigen und nicht einmal das kleinste Inselchen ist in Gefahr. Wie denn auch: das Meer steigt schon immer seit der letzten Eiszeit, davon können die Holländer ein Lied singen. Doch es steigt so langsam, dass es für die Menschen keine Rolle spielt, nicht einmal für die Malediven, denn Koralleninseln wachsen nach oben, manche seit ihrer Entstehung schon mehrere hundert Meter und das werden sie auch weiterhin tun.
Die Angst vor der Sintflut ist also besonders primitive Bauernfängerei.
Ein Druck auf die Tränendrüse oder: Sind Teddies nicht süß?
Jetzt eine traurige Geschichte! Ich rettete Theo, den Eisbären, vor dem Ertrinken. Er ist der letzte seiner Art!
Nein, du hast mich nicht gerettet! Ich habe auch noch 25.000 Freunde auf Facebook und das sind alles Verwandte von mir!
Das Märchen von den angeblich
aussterbenden Eisbären die durch den menschengemachten Klimawandel zum
Tod verurteilt werden, ist besonders verlogen und besonders primitiv.
Tatsächlich wächst die Eisbärpopulation nämlich im Rekordtempo!
Na schön, mag man sagen, aber für solche übertriebene Propaganda können doch die Wissenschaftler nichts!
Wirklich nicht? Sie müssen das doch bemerken, klug und engagiert wie sie sind. Warum hat noch kein einziger
der IPCC-hörigen Klima-Päpste dagegen protestiert, dass mit ihrer
Arbeit so ein Schindluder betrieben wird und dass sie für so primitive
Propaganda missbraucht werden? Die Antwort kann sich jeder selbst
denken: Sie sind nicht Opfer, sondern Komplizen.
Aber es WIRD doch wärmer!?
NEEEIIIIN! Es wird wärmer! ich will das nicht sehen…
Trotz aller Ausreden und Ausflüchte ist es einfach eine Tatsache, dass es nun schon über ein Jahrzehnt nicht wärmer wird und dass die Klimaalarmisten deshalb selbst schon intern heftig zweifeln; nicht erst seit heute, sondern schon seit Climategate im Jahr 2009, denn da fragte bereits der Klimatologe Kevin Trenberth: “The fact is that we can’t account for the lack of warming at the moment and it is a travesty that we can’t” – “Es ist einfach eine Tatsache dass wir keine Ahnung haben, warum es im Moment nicht wärmer wird und es ist ein Hohn dass wir nicht wissen warum” und keiner widersprach ihm.
Eine klare, unmissverständliche Bankrotterklärung von einem Insider, vertraulich im inneren Zirkel geäussert und ganz einfach wahr, da gibt es nichts zu deuteln: Die Scharlatane WUSSTEN, dass sie Scharlatane sind – Keine mildernden Umstände, keine Ausrede, kein Leugnen kann das vertuschen.
Der Hockeystick: Eine plumpe Fälschung
Jeder weiss, wie man in der Klimawissenschaft eine Kurve malt: ‘Irgendwelches Zeug’ wird mit der Zeit stets zu einem Hockeystick, der den Klimaalarmismus beweist.
Michael Manns berüchtigter ‘Hockeystick’ ist eine so offensichtliche Fälschung, dass jeder, der das abstreiten oder relativieren will, sich selbst als Komplize entlarvt.
Und so ging Michael Mann vor: Aus den vielen möglichen indirekten Temperaturzeigern (‘Proxies’) wird ein einziger ausgewählt, nämlich Baumringe aus einem ganz bestimmtem Gebiet, die das bestätigen, was Mann ‘beweisen’ will und aus dieser völlig absurden, nicht repräsentativen, voreingenommenen und – man kann das ohne weiteres sagen – vorsätzlich zum Zweck der Fälschung ausgewählten – Daten wird dann rotzfrech eine globale(!) Temperaturkurve abgeleitet.
So simpel das Rezept klingt, war Manns Fälschungsmethode jedoch alles andere als primitiv, sondern im Gegenteil recht raffiniert. Es bedurfte langer detektivischer Arbeit, bis Steven McIntyre und Ross McKitrick der Nachweis der Fälschung gelang:
Offiziell benutzte Michael Mann sehr viele verschiedene Proxies aus der ganzen Welt, die ‘gemittelt’ eine tatsächliche globale Durchschnittstemperatur ergeben sollten. Die von ihm benutzten, höchst ungewöhnlichen und selbst entwickelten Algorithmen bevorzugten jedoch durch Gewichtungsfaktoren Datensätze, die ‘hockeystickartig’ verliefen. Ein ‘Hockeystick’-Datensatz konnte so mehrere hundert mal mehr Gewicht haben als ein Datensatz, der nicht zur Vorgabe passte. Das hatte zur Folge, dass seine ‘globale’ Temperatur praktisch ausschliesslich auf einem einzigen Datensatz beruhte, der den gewünschten Verlauf hatte.
Doch es kommt noch schlimmer: Bei ihrer Arbeit stiessen McIntyre und McKitrick auf einen Ordner auf Manns Datenserver, dessen Inhalt bewies, dass Mann ganz genau den selben Versuch, mit dem sie beweisen konnten, dass sein Hockeystick falsch ist, ebenfalls gemacht hatte und WUSSTE, dass seine Hockeystick-Kurve nur Artefakt der mathematischen Algorithmen und daher falsch war: Der klassische ‘rauchende Colt’ war gefunden, der beweist, dass Michael Mann kein Dummkopf war, dem ein Fehler unterlief, sondern dass er vorsätzlich gehandelt hat.
Der Hockeystick des Michael Mann beruhte auf einem einzigen Datensatz, der Dicke von Baumringen einiger Borstenkiefern an einem Berg in Colorado. Nimmt man ihn weg, zeigen die anderen Proxies, dass der derzeitige Temperaturanstieg etwas historisch ganz normales ist.
Das ist einer der wirklich klassischen Fälle von Wissenschaftsbetrug. Doch noch schwerer wiegt, dass Michael Mann bis heute gedeckt wird, denn damit beweist die Kamarilla der Klimaalarmisten, dass innerhalb ihrer Ränge alle Regeln der wissenschaftlichen Selbstkontrolle ausser Kraft sind und dass folgerichtig Michael Mann nicht nur ein schwarzes Schaf in einer ansonsten makellosen Herde ist, sondern dass Betrug und Fälschung innerhalb dieser Community zu den anerkannten Mitteln der Propaganda gehören. Mit Wissenschaft hat dies allerdings nichts mehr zu tun.
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Exemplarisch genügt das für ein Fazit: Es ist unbenommen, dass auch sehr viel echte Wissenschaft in den Bemühungen steckt, aber es ist zweifellos richtig, dass die Wissenschaften im Dienst des Klimaalarmismus ideologisch missbraucht und politisch gesteuert werden und dass sich in den Reihen der Wissenschaftler nur allzuleicht willige Lyssenkos finden, die genau das abliefern, was von ihnen erwartet wird.
Der Lohn besteht aus Medienaufmerksamkeit, Fördergeldern und, wie weiland in der Sowjetunion, aus imposanten Titeln und Orden.
Die Strafen sind Missachtung, Verbannung, Zerstörung von Karrieren und Rufmord.
Eines der gewöhnlichsten Mittel, den Gegner zu diskreditieren, ist der Vorwurf, ein ‘Lobbyist’ zu sein, für irgendwelche obskuren, auf jeden Hall aber feindlichen und volksschädlichen Organisationen zu handeln und von diesen bezahlt zu werden. ‘Lobbyist’ hat also die gleiche Bedeutung und den gleichen Grad der Verächtlichmachung wie der Vorwurf der Sabotage unter Stalin: Es werden kriminelle Machenschaften unterstellt.
Diese finstere Seite des Lyssenkoismus ist also heute auch so lebendig wie je.
Moderner und historischer Lyssenkoismus
Lyssenkos
sind überall anzutreffen und sie finden überall einen Nährboden, im
Stalinismus wie im Kapitalismus und im Ökologismus.
Sie sind sowohl Auslöser als auch Marionetten im dynamischen Verlauf einer Massenpyschose.
Es gibt keinen Schutz vor ihnen ausser dem kritischen Verstand.
Klingende Titel, ehrwürdige Institutionen, eine wohlwollende Presse,
selbst ein Konsens der Wissenschaftsgemeinde und Peer Reviews sind keine
hinreichenden Qualitätsmerkmale für ‘echte’ Wissenschaft, denn alle
wurden bereits nachweislich manipuliert, infiltriert und sogar bewusst
zu Hilfsmitteln umfunktioniert, um Scharlatanen den Schein der
Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Lyssenkoismus
hat eine sehr, sehr lange Geschichte, die noch älter ist als der
mittelalterliche Hexenwahn, der seinen Lyssenko in Gestalt von Heinrich
Institoris hatte, dem Autor des ‘Hexenhammers’, dem ‘wissenschaftlichen’
Beweis für die reale Existenz von Hexen und Teufelswerk.
Und jetzt glaube keiner, wir wären andere Menschen als die des
Mittelalters, wie wären ‘erwachsener’ als sie und immun gegen
dergleichen. Die Gesellschaftskatastrophen der Moderne beweisen das
Gegenteil und die Aufklärung hat nie wirklich die Gesellschaft
durchdrungen, sondern die Masse ist vom Glauben, aber nicht vom Wissen
beseelt. Sie glaubte einst den Theologen als wissenschaftlichen
Welterklärern genau so wie heute den pseudowissenschaftlichen Lyssenkos.
Im Grund sind auch scheinbar ganz andere Phänomene eng damit verknüpft, Rassenwahn beispielsweise, oder Spekulationsblasen an der Börse.
Allen
gemeinsam ist der feste Glaube an propagierte ‘Wahrheiten’, die sich
jedoch dem wirklich objektiven Beweis entziehen. Doch obwohl die
Gesellschaften immer wieder von einer Massenpsychose in die nächste
taumeln und obwohl ganz sicherlich jeder von uns auch irgendwann und
irgendwie schon Opfer war oder immer noch ist, kann man sich zumindest
individuell weitestgehend geistig gesund erhalten.
Und manchmal kann man sogar viel mehr bewirken: Friedrich Spee stellte
sich allein mit kluger Kritik und objektiver Logik gegen den
gesellschaftlich fest verankerten und scheinbar wissenschaftlich
erwiesenen Hexenwahn und besiegte ihn mit den Worten der ‘Cautio
Criminalis’.
Dieser Glaube an eine Unmenge von Hexen in unserem Lande wird aus zwei wichtigen Quellen genährt:
Deren erste heißt Unwissenheit und Aberglauben des Volkes.
Die zweite Quelle des Glaubens an die unzähligen Hexen heißt Neid und Mißgunst des Volkes.(Friedrich Spee)